Unter der Rubrik MEINUNG veröffentlichn wir eine Kritik von Aitak Barani an der Berichterstattung der Frankfurter Rundschau.
Vor dem Hintergrund der islamfeindlichen Hetze von PEGIDA in Deutschland, seit einigen Wochen auch in Frankfurt am Main, setzt die Konzern-Presse immer mehr auf Normalisierung: das heißt zurück zur eigenen antiislamischen Angstmacherei! Die Frankfurter Rundschau von heute platziert auf zwei ganzen Lokalseiten eine „Auseinandersetzung“ mit einem „Salafistennetzwerk“. Die Qualität dieser zwei Seiten entspricht BILD-Qualität: Information gleich Null. Dabei scheint es dem Blatt um reine Stimmungsmache zu gehen, wie vor allem die Frage-Antwort-Zusammenstellung von Hanning Voigts vorführt. Das hat große Ähnlichkeit mit Methoden der BILD. Mit Unterstellungen, abwertenden Formulierungen und Diffamierung setzt die Redaktion auf Vermittlung diffuser Angst. Unterstellt wird, dass hinter (von der Redaktion zugegeben: harmlosen und „sogar“ grundgesetzlich rechtmäßigen) Koranverteilung etwas Gefährliches stecke. Diese Gefahr muss aber nicht belegt werden. Es reicht die Behauptung, dass viele junge Männer, die Korane verteilt haben dann zur IS-Miliz gegangen seien oder dass für viele die „Lies“-Kampagne der erste Kontakt mit der salafistischen Szene sei.
DIE „salafistische Szene“? Was ist das? Und welches Problem wird hier unterstellt? Hier scheint sich der Autor auf einen weitverbreiteten Konsens zu beziehen. Der Konsens ist, dass der Islam ein Problem ist. Dann muss man ja nicht mehr erklären, dass Salafismus echt gefährlich ist. Es gibt noch einen Konsens: das Christentum ist kein Problem. Deshalb muss man nicht über Evangelikale und ihre Aktivitäten in Frankfurt berichten. Wieviele Läden, Prediger etc. gibt es in Frankfurt? Ich sehe sie ständig auf der Zeil. Von mir aus können wir sie ignorieren. Warum aber nicht auch die „Lies“-Kampagne? Die FR scheint sich hier – völlig ohne Scham – der weit verbreiteten antiislamischen Angststimmung zu bedienen, um diese weiter anzuheizen.
Auch Handlungsanleitungen sollen nicht fehlen. Die Frankfurterin und der Frankfurter sollen erfahren, was man gegen die Koranverteiler unternehmen kann. Unkritisch verweist die FR auf die Proteste gegen die Koranverteilung. Waren das nicht Rechte, die diese Proteste durchgeführt haben? Oder ist das die neue politisch korrekte Bürgerwehr, die von der FR flankiert wird? Eine unterschwellige Empfehlung, solche Proteste auszuprobieren. Der unkritische Umgang der FR mit Informationen der „Sicherheitsbehörden“ setzt noch eins drauf. Gerade die hessischen Behörden sind mit ihrer Deckelung der NSU-Morde besonders aufgefallen. Qualitätsjournalismus würde die Informationsquellen kritisch auswerten.
Was wir also von der FR erfahren, ist dass auf der Zeil Korane verteilt werden. Eine gähnend langweilige Information. Deshalb hat diese Zeitung was zum Aufpeppen: Angst!Die Botschaft: „Wenn Du jemanden siehst, der einen Koran verteilt, dann sei vorsichtig! Das können potentielle Terroristen sein. Überlege, was (auch) Du tun kannst. Melde das den Behörden, organisiere Protest!“ Frau Mund und ihre rechten Anhänger lassen grüßen und bedanken sich. Ich: Die FR ist Teil des Problems: sie macht mit bei der Stimmungsmache gegen Muslime!
Ich empfehle:
Wenn Du Menschen siehst, die kostenlos Bücher verteilen, nehme an, wenn es Dich interessiert. Wenn es Dich nicht interessiert, nehme nicht an. Bücher sind ungefährlich.
Auch der Koran ist ein Teil der Menschheitsgeschichte. Ich empfehle: Nehme ihn mit. Es wird keine Bombe sein. Du kannst mal reinschauen. Es gibt dann die Möglichkeit weitere Bücher zum Thema Islam in die Hand zu nehmen und zu erfahren, wie sich diese Religion entwickelt hat.
Ansonsten achte ab jetzt darauf, ob unter Deinen Lehrern, Sozialarbeitern oder einfach überall in der Schule, an der Uni und auch in der Presse, Menschen gegen andere Minderheiten hetzen. Melde das. Wir dokumentieren.